(Hier folgt der erste Teil eines Beitrags von Stephen Bicknell zum Thema Orgelplanung auf Piporg-L, übersetzt von Friedrich Sprondel)
Im Anschluss an unseren Thread über Orgelplanung möchte ich dazu anregen, sich ein Bild davon zu machen, wie groß alles wirklich ist.
Wieviel Platz braucht man für ein 8’-Register? Die meisten werden antworten: Naja, acht Fuß eben.
Wenn man eine bodenständige Orgel baut, dann muss die Pfeife über Kopfhöhe stehen, damit sie in den Raum klingt und nicht in die *räusper* Hintern der Leute, die in der letzten Bank sitzen. Also so etwa auf zwei Meter Höhe, wenn man Schmerzensgeldklagen von Leuten mit angehauenen Schädeln vermeiden möchte. Die Pfeife – nehmen wir mal an, sie ist abgeführt – braucht ein Objekt von fünf Zentimetern Höhe, auf dem sie stehen kann, und wenn der Prospekt im barocken Stil gehalten ist, kommen eine ganze Menge Profile hinzu. Aber gehen wir erst einmal von einem modernen Prospekt aus. Der Fuß der tiefsten Pfeife wird mindestens 50 Zentimeter hoch sein, wenn das Ding ansprechen soll. Das Labium der Pfeife befindet sich also mindestens 2,55 Meter über dem Boden. Die Pfeife selbst, ja, ist etwa acht Fuß lang – vielleicht etwas länger, wenn sie einen Stimmschlitz hat –, aber sie braucht Raum zum Sprechen. Eineinhalb Pfeifendurchmesser reichen gerade aus, besser sind zwei; also etwa 2,72 Meter.
Ja, stimmt. Ich behaupte, dass die Mindesthöhe für eine ganz normale, bodenständige 8’-Orgel nicht weniger als 17 Fuß beträgt, 5,27 Meter. Hausorgeln werden weniger Raum beanspruchen, aber normale Kirchenorgeln brauchen mindestens so viel, und mit 20 Fuß, etwas mehr als sechs Metern, kommt man weitaus bequemer aus. Ab 7,60 Metern hat ein echtes Gehäuse mit Profilen eine Chance.
Betrachten Sie nun das Zimmer, in dem Sie sitzen. Ich nehme an, die meisten sitzen in einer Wohnung von – also meine misst zweieinhalb Meter, aber das Haus ist auch von 1858. Viele werden in Räumen von 2,30 Metern Höhe wohnen. Eine 8’-Orgel in voller Höhe braucht das Dreifache. Ja, die Höhe eines zweistöckigen Hauses. Nein, ich mache keine Witze.
Wie oft kam ich als Orgelbauer in eine Kirche, wo der Organist mir die Disposition der erwünschten 32’-Orgel überreichte und mal eben so unter einen Bogen deutete, der kaum eine 4’-Orgel aufnehmen konnte? Wie oft kamen Kollegen, die ein Metermaß hätten benutzen sollen, von einem Ortstermin zurück und sagten mir, da sei »mehr als genug Höhe«, und in Wirklichkeit hatten sie nur fünf oder sechs Meter gesehen? Die meisten Leute sind beeindruckt von einem fünf Meter hohen Raum – so hoch wie ein Londoner Doppeldeckerbus – und haben kaum eine Vorstellung davon, wie ein Raum von über siebeneinhalb Metern Höhe wirkt.
Vielleicht haben ja manche ein Bild der Orgel von
St. Ignatius in New York City zur Hand. Hier hatten wir das Glück, einen Raum zur Verfügung zu haben, der die ideale und natürliche Größe für das gewünschte Instrument aufwies. Ich weiß nicht mehr, wie hoch die Empore genau ist, aber ich tippe auf knapp 5 Meter. Die Orgel erhebt sich dann auf eine Höhe von 13,30 Metern über der Empore. Die Bekrönung des Mittelturms, gebildet von Architrav, Fries und Gesimsprofil, sieht von unten ganz niedlich aus. Nicht so, wenn man davorstünde. Sie ist mehr als 81 Zentimeter hoch, und das Gesims hat beiderseits einen Überstand von 35 Zentimetern. Die Pfeifen im Mittelturm, vom 16’-E an (Montre 16’ des Grand Orgue), wiegen eine halbe Tonne.
Da legt man doch schon mal die Ohren an.
(2. Teil folgt.)