Ein Satz, der sich am Ende eines Aufsatzes von Albert Schweitzer befand, hat sich bis zum heutigen Tag bewahrheitet!

" Orgelspielen heißt: Einen
mit dem Schauen der Ewigkeit
erfüllten Willen
offenbaren.
(Ch. M. Widor)
Dieser Satz ist nach langjährigem Tun in seiner Wahrheit in meinem Bewusstsein verankert und verdient es, als Maxime des Handelns und Spielens mein Leben lang zu begleiten.
Die Anfänge - um die gestellte Frage zu beantworten - waren damals zeitgemäß bedingt so einfach wie auch kompliziert. Es begann mit Musik und Notenlesen - verbunden mit gängigen Volksliedern - im 2. Schuljahr im Jahr 1947 bei einer Volksschullehrerin, die zu Hause ein Klavier hatte. Aber um an das Klavier zu kommen und die Anleitung durch die Lehrerin zu genießen, ging es mit dem Wandern zu den Instrumenten los... das Wandern zu den Orgeln hat bis heute noch nicht aufgehört. Wieso Wandern zum Klavier, um Volksliedmelodien nach Noten zu spielen? Nun, die Lehrerin wohnte im Nachbardorf, drei Kilometer weg. Nach eineinhalb Jahren war es mit dem Klavier und der Lehrerin auch nicht mehr, weil die Lehrerin an einer anderen Schule tätig wurde mit größerer Entfernung meines Wohndorfes. Sie vermittelte mich an den Organisten des anderen Nachbardorfes, der mir dann Harmonielehre beibrachte mittels katholischer Kirchenlieder. Wo ich dann diese "Harmonielehre" bedingten Liedbegleitungen üben konnte, interessierte ihn gar nicht, so ging ich dann einmal in der Woche an ein Klavier, das im Wohnzimmer eines im Dorf befindlichen Busunternehmers stand, dessen Töchter Klavierunterricht hatten, und auch Noten mit Werken von Mozart und Bach. Also wieder Wanderung zu einem Klavier...bis dann Ende 1948 meine Mutter ein Klavier aus amerikanischen Armeebeständen geschenkt bekam. Dieses Klavier hat mich allerdings bis 1977 ständig begleitet, d.h. das Klavier ist dabei mit mir gewandert. Als ich dann mit dem Klavier im Jahr 1952 in Köln landete, habe ich erst einmal Klavierunterricht bei einem Gelegenheits - Pianisten bekommen, aber nicht lange. Denn nach einem halben Jahr ging das Wandern in Köln los, einmal täglich zum Gymnasium und wöchentlich einmal zu einem Pianisten des Westdeutschen Rundfunks in einem anderen Stadtteil...
Zugleich kam die Evangelische Kirchengemeinde ins Spiel, nachdem ich im Gymnasium den Musiklehrer in den Pausen am Flügel im Musiksaal ständig genervt habe mit meinen Harmonielehre - Kenntnissen und improvisatorisch behandelten Volksliedern und Chorälen.
In der Kirchengemeinde fand ich eine Orgel vor, die aus noch vorhandenen Teilen der im Krieg zerstörten Orgel zusammengezimmert war. Immerhin im ersten Manual: Principal 8, Gemshorn 8, Oktave 4, Nachthorn 2, Mixtur 1 1/3, Pedal Subbass 16, Oktavbass 8, Gedecktbass 8. Da konnte ich dann üben sonntags nachmittags für 30 Pfennig Benutzungsgebühren pro Stunde. Dem Organisten musste ich dann in Abständen von 2 - 3 Monaten vorspielen, welche Choräle ich dann mit Bass im Pedal geübt habe. Ich erinnere noch sehr genau: der erste Choral war das Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen"...Seitdem ging meine Wanderschaft zu den Orgeln los, zunächst in Köln in katholischen und evangelischen Kirchen...Bis ich dann offiziell ab Januar 1954 in die organistische Begleitung der Schulgottesdienst ins kalte Wasser hineingeworfen wurde, an eine erhaltene Orgel aus dem Jahr 1933 mit II/P/19, elektrisch gesteuerte Kegelladen. Jetzt ging es mit Improvisationen zum Eingang der Gottesdienste und zum Ausgang der Gottesdienste und Choralvorspielen und Intonationen erst richtig los. Und wie kam ich an diese Orgel? Wieder auf Wanderschaft durch Köln, allerdings meist mit Fahrrad, das mir dann auch noch während einer Katholischen Messe in einem anderen Stadtteil gestohlen wurde. Also wieder per Pedes unterwegs und nicht wie bei den Orgeln per Pedale. Ab 1960 gab es dann auch die Orgel in der Karthäuserkirche Köln mit IV/P/55. Wieder mit Wandern dorthin verbunden...aber ein erster Höhepunkt des autark erlernten Orgelspiels.
Heute sind es an die tausend Orgeln in der Bundesrepublik Deutschland, große und kleine Instrumente, an A-Stellen genauso wie an B- oder C-Stellen. Das entspricht ganz dem Satz der bei Albert Schweitzer überliefert ist.
Mit besten Grüßen
Ronald