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Carl Nielsen - The Organ Works

Interpretin: Bine Bryndorf
Instrument: Marcussen-Orgel, Nikolaj Kunsthal in Kopenhagen
Label: Dacapo


Carl August Nielsen (1865 - 1931) war ein beliebter und hochgeschätzter dänischer Geiger, Komponist und Dirigent. Er hatte bei u. a. bei Niels Wilhelm Gade und Johann Peter Emilius Hartmann in Kopenhagen studiert. Sein umfangreiches kompositorisches Schaffen umfasst u.a. sechs Sinfonien, drei Solo-Konzerte, zwei Opern, Streichquartette, Kammermusik vor allem für Holzbläser, Klaviermusik, Lieder u.v.a. mehr. Sein Interesse für die Orgel offenbarte sich erst in seinem letzten großen Werk, der Commotio (1931).

Diese Final-Komposition hat nun Bine Bryndorf eingespielt, zusammen mit den 29 kleinen Präludien, op. 51 (1929), den zwei nachgelassenen Präludien (1930) und der Melody (1929). Dazu gesellen sich noch sechs Lieder, die der Bariton Torsten Nielsen in großer Entfernung zu den Mikrofonen vorträgt. Um es gleich zu sagen: diese Lieder im Kantionalstil wie die anderen Orgelwerke sind Gebrauchsmusik, angenehm zu hören, aber völlig bedeutungslos. Einzig die 24-minütige Commotio - Nielsen war 66 Jahre alt - erhebt Anspruch auf etwas Aufmerksamkeit, ohne höhere Ansprüche befriedigen zu können, obwohl sie den Aufbruch in eine neue Zeit signalisiert.

Einzig Interessantes an dieser CD ist die Marcussen-Orgel, erbaut 1931 (III/44) für die Nikolaj Kunsthal in Kopenhagen, die auf den Grundmauern der Vorgängerkirche von 1261 – sie war 1795 im Stadtbrand untergegangen – 1922 in Form einer neogotischen Kirche erbaut worden war. In der Orgelbaugeschichte setzte dieses erste orgelbewegte Instrument extravagante Maßstäbe: mechanische Traktur ohne die üblichen Spielhilfen, barocke Disposition ohne Streicherstimmen mit einem Zusatz: Septima 2f. Ob diese Orgel Nielsen zur Commotio animierte, ist durchaus möglich, sind doch viele norddeutsch-barocke Stilmerkmale in seine Komposition eingegangen. So beginnt Commotio mit Läufen über einem dominierenden Orgelpunkt, zwei Fugen und ein toccatengleiches Zwischenspiel machen klar, dass für Nielsen die Zeit emotionaler Kompositionen abgelaufen war. Das stilkopieartige Werk vermag aber nicht eine persönliche, dänische Kunst zu spiegeln. Vielleicht wäre es dazu gekommen, wenn Nielsen mehr Lebensjahre vergönnt gewesen wären. Die Orgel klingt ein wenig streng, in den Mittellagen etwas zurückhaltend.

Der Reiz dieser Einspielung – Bryndorf spielt wie immer makellos – liegt in der zeitgleichen Kombination von Komposition und Orgel, die beide eine neue Zeit einläuteten.



Rainer Goede - für www.orgel-information.de
Februar 2020 / Mai 2020


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