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Die Orgel der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin

Geschichte
Disposition
AKTUELL (09/2023):
Derzeit ist das Instrument noch eingelagert und der Wiedereinbau beginnt Mitte 2024. (Ein genauer Termin zur Wiedereröffnung der Kathedrale mitsamt Orgel steht allerdings noch nicht hundertprozentig fest, dürfte aber gegen Ende 2024 stattfinden.)
Es werden insgesamt 3 Register geändert bzw. neu gebaut, derzeit laufen noch Abstimmungen zwischen der Orgelbaukommission und Firma Klais, v.a. welche Veränderungen am Registertableau oben vorgenommen werden (insbesondere im Koppelbereich, da teilweise elektrifiziert wird).
Die Optik der Orgel wird sich ändern, aber die Gestalt erhalten bleiben.
Ansonsten wird die Orgel in Bezug auf Disposition erstmal wegen fehlender Mittel weitgehend unverändert eingebaut und nicht erweitert; geplant und technisch vorbereitet sind aber trotzdem ein Chorbegleitwerk (8 Register) unter der Orgel anstelle der nun entfernten Glastür sowie ein mobiler Spieltisch.

Geschichte

Friedrich der Große genehmigte nicht nur den Bau der ersten katholischen Kirche nach der Reformation in Berlin, sondern initiierte ihn auch und wirke an der Konzeption entscheidend mit.Ein Chronist der Feierlichkeiten anlässlich der Einweihung 1773 begründet die Bauidee im protestantischen Berlin mit der geistigen Toleranz des Monarchen und rühmt seine „Unpartheilichkeit“ und „Größe seiner Seele“.

1746 schenkte Friedrich der katholischen Gemeinde das Grundstück über dem ehemaligen Wittgensteinschen Bollwerk, einem Teil der barocken Festungsanlage, hinter dem drei Jahre zuvor fertiggestellten Opernhaus. Damit wird sein Interesse an einer architektonischen Mitsprache des mächtigen Kuppelbaus am Stadtforum deutlich – er stiftete auch einen großen Teil der Baumaterialien für Fundamente und Unterbau. Die Bauleitung lag in den Händen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Johann Boumann d.Ä.

Die vermutlich erste Orgel war ein kleines Instrument von Ernst Marx, Berlin, mit 6 Stimmen im Manual und 4 Stimmen im Pedal. Die Manualregister waren durch Transmission auf zwei Manualen spielbar. Das zweite Instrument kam 1801 in die Kirche und ist nicht erhalten, wohingegen das dritte von etwa 1890, ein Neubau von Gebr. Dinse, Berlin, durch Umsetzung 1931 von der Kirche Heilige Familie in Berlin-Prenzlauer Berg, übernommen wurde.

1929 wurde der Bezirk Berlin, der dem Fürstbistum von Breslau unterstand, zu einem selbständigen Bistum mit Bischofssitz erhoben. Mit der Umgestaltung der St. Hedwigs-Kirche zur Kathedralkirche war die Anschaffung einer neuen Orgel verbunden, die von der Bonner Firma Johannes Klais konzipiert und gebaut wurde und deren Freipfeifenprospekte als stilbildendes Element bei der Neugestaltung des Innenraumes einprägsam in Erscheinung treten. Mit 78 Registern, verteilt auf drei Standorte, orientierte sich ihr Klangbild unverkennbar an den Anfängen der Orgelbewegung. An diesem Instrument wirkte ab 1934 Joseph Ahrens als Domorganist.

In der Nacht vom 1. zum 2. März 1943 wurde die St. Hedwigs-Kathedrale bis auf die Umfassungsmauern zerstört; die Kuppel mit dem hölzernen Dachstuhl stürzte ein und verbrannte, die Innenausstattung ging verloren. Erst 1963 waren Außenbau und Innenraum wiederhergestellt.

Eine neue Orgel lieferte 1978 wieder das Haus Klais. Die Anlage besteht aus vier Werken und ist zwischen zwei Säulenpaaren eingepasst. Das Hauptwerk erreicht Kranzgesims und Kuppel, das große Rückpositiv wird von zwei mächtigen Pedaltürmen eingerahmt, und das Schwellwerk liegt auf der Mittelempore hinter dem Spieltisch zwischen Hauptwerk und Rückpositiv. Eine zweite Pedallade steht abgesenkt hinter dem Rückpositiv. Die kantigen Verzierungen über den Pfeifen verdecken das Gehäuse, das bei dem knapp bemessenen Platz zu aufdringlich gewirkt hätte.

Text: U. Pape: Orgeln in Berlin, 2003 (herzlichen Dank an Uwe Pape)

Disposition
1977 - erbaut durch Orgelbau Klais (Bonn) III/67
1997 - Generalüberholung durch Orgelbau Klais

I. Rückpositiv C-a3 II. Hauptwerk C-a3 III. Schwellwerk C-a3 Pedal C-g1
Praestant 8' Praestant 16' Rohrbordun 16' Principal 16' (Prospekt)
Rohrflöte 8' Principal 8' Salicional 16' Subbass 16'
Quintade 8' Holzgedackt 8' Holzprinzipal 8' Zartbass 16' *
Principal 4' Bifaria 8' (ab c) Flute harmonique 8' Quinte 10 2/3'
Blockflöte 4' Octave 4' Spitzgamba 8' Octave 8'
Gedackt 4' Nachthorn 4' Vox coelestis 8' (ab a) Spitzgedackt 8'
Nasat 2 2/3' Rohrflöte 4' Gemshorn 5 1/3' Cello 8'
Octave 2' Quinte 2 2/3' Traversflöte 4' Terz 6 2/5'
Hohlflöte 2' Superoctave 2' Dulzflöte 4' Superoctave 4'
Terz 1 3/5' Waldflöte 2' Fugara 4' Gemshorn 4'
Larigot 1 1/3' Cornet V (ab fis) Terz 3 1/5' Trichterflöte 2'
Sifflet 1' Mixtur V Rohrpfeife 2' Hintersatz IV
Scharff V Cymbel IV Fourniture VI 2 2/3' Mixtur III
Dulcian 16' Trompete 16' Sesquialter II 2 2/3' Fagott 32'
Cromorne 8' Trompete 8' Septnon II 1 1/7' Posaune 16'
Vox humana 8' Trompete 4' Englischhorn 16' Holztrompete 8'
Tremulant Trompete 8' Schalmey 4'
Oboe 8'
Klarine 4' Tremulant
Tremulant * (aus Subbass - Windabschwächung)

Schleifladen, mechanische Spieltraktur. elektrische Registertraktur, 8 Setzerkombinationen, 7 Koppeln, Registerfessel, Tastenfessel Hauptwerk

Mit freundlicher Unterstützung von Isabel Schneid und Uwe Pape
OI-B-55
weiterführende Links:

Webseite St.-Hedwigs-Kathedrale
Webseite Pape-Verlag